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Pressemitteilung

Landesgartenschau 2024 in Erlangen

ÖDP-Stadtrat Frank Höppel stellt seine Meinung dar

Eine große Mehrheit der Erlanger Stadträte haben sich für die Durchführung einer Landesgartenschau entschieden. Eine Stadtentwicklung möchte man im Gebiet des Großparkplatzes und – vis á vis der Autobahn gelegen – den Regnitzwiesen rund um die Wöhrmühle anstoßen.
Eine Weiterentwicklung des Bereiches Großparkplatz finden auch wir erstrebenswert. Die komplett mit Parkplätzen versiegelte Fläche in direkter Nähe zum Hauptbahnhof und der Innenstadt kann mit innovativen Ideen sicherlich zu einem hochinteressanten Gelände ausgebaut werden.
Aber als Teil einer Landesgartenschau???

Der Regnitzgrund auf der anderen Seite der Autobahn ist ausgewiesenes Landschaftsschutzgebiet und vor allem (!) Überschwemmungsgebiet, wie jeder Erlanger weiß, welcher ab und an hier mit dem Rad über die Wöhrmühlinsel fährt. Es ist also nicht auszuschließen, dass die Landesgartenschau im wahrsten Sinne „baden geht“ – die Pflanzen und Bauten versumpfen.

Eine Landesgartenschau wird primär von der Stadt finanziert, welche diese Schau ausrichtet. Ein Betrag zwischen 2 und 3,5 Mio. € kommt vom Land dazu. Um die erheblichen Investitionssummen stemmen zu können, sind die Eintrittsgelder zahlreicher zahlender Besucher nötig! Deshalb rechnen sich Landesgartenschauen auch nur wirtschaftlich, wenn eine sehr hohe Attraktivität geboten werden kann.
Bitte machen Sie einen Selbstversuch und stellen Sie sich in unmittelbarer Nähe der Bundesautobahn A73. Finden sie, es ist ein Bereich mit sehr hoher Attraktivität? Die angepriesene sehr gute Erreichbarkeit mit Bus, Bahn und Auto ist eben auch der Autobahn geschuldet, welche eine immerwährende Lärmkulisse auf dem Areal der geplanten Landesgartenschau schafft. Der 6-streifige Ausbau der A 73 ist erneut in weite Ferne gerückt, die Realisierung der damit verbundenen Lärmschutzmaßnahmen auf den St. Nimmerleinstag verschoben.
Die Autobahn führt ergo mitten durch das Landesgartenschauareal hindurch. Es gab schon Vorschläge, hier Schlagbäume auf der Schnellstraße aufzustellen, um eine quasi „Landesgartenschau-Maut“ zu verlangen.

Vor einigen Monaten hat der Stadtrat eine Anleinpflicht für Hunde im Bereich des Landschaftsschutzgebietes Regnitzwiesen (auch rund um die Wöhrmühle) beschlossen. Ziel ist es, die seltenen Wiesenbrüter durch freilaufende Hunde nicht zu stören. Genau hier werden dann voraussichtlich Tausende von Passanten über Wege und Stege flanieren – von der Bauzeit ganz zu schweigen. Wird hier mit zweierlei Maß gemessen? Viele Naturschutzverbände und auch der Naturschutzbeirat der Stadt Erlangen sehen die Landesgartenschau in diesem Gebiet sehr kritisch.

Zum guten Ende noch das „liebe Geld“. Die Stadt hat etliche Großprojekte (Schulsanierungs-programm, Wohnungsbau, Campus berufliche Bildung, Stadtmuseum, öffentlicher Nahverkehr uvam.) in der Warteschleife. Je nach Haushaltssituation können diese früher oder später umgesetzt werden. Eine Landesgartenschau kostet dem Ausrichter zwischen 8 und 14 Mio €. Diese müssen von 2021 – 2024 zuverlässig und unabhängig der nicht vorhersehbaren Haushaltssituation bereitgestellt werden! Die Priorisierung der Landesgartenschau wurde heute schon mit der Zusage festgelegt. Etliche andere Projekte müssen sich finanzierungstechnisch nach der Landesgartenschau richten und womöglich „hinten anstehen“. Erlangen war übrigens die einzige Bewerbung für die Landesgartenschau 2024. Auch darüber könnte man mal nachdenken.

Ich kann Verständnis für die Traunsteiner aufbringen – diese haben vor einigen Wochen per Bürgerentscheid die geplante Landesgartenschau in ihrer Stadt für das Jahr 2022 abgewählt.

Frank Höppel
Ehrenamtlicher Stadtrat ÖDP

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